Habari! – Unser Praktikum an der IAPS
Wir sind Maren und Anja, zwei Lehramtsstudentinnen an der WWU Münster, und seit Anfang Februar in Kenia an der Ilkeek Aare Primary School in Suswa im wunderschönen Gebiet der Massai im Great Rift Valley.
In den vergangenen Wochen hier in der Schule haben wir viel erlebt und durften tolle Eindrücke sammeln! Der Einstieg in den Alltag wurde uns sehr leicht gemacht: Wir wurden an unserem ersten Praktikumstag in der morgendlichen Assembly von allen SchülerInnen und dem LehrerInnenkollegium sehr herzlich willkommen geheißen – und lernten direkt das erste Wort in Kiswahili: Karibu (willkommen).
Wir wurden sofort in den Schulalltag integriert und übernahmen erste Unterrichtsstunden. Insbesondere der Englischunterricht in der sehr liebenswerten 4. Klasse war eine neue Unterrichtssituation für uns – wir hatten uns die größte Klasse der Schule mit insgesamt 60 Kindern ausgesucht! Da die SchülerInnen aber sehr interessiert, wissbegierig und höflich sind, funktioniert es sehr gut und wir haben viel Spaß zusammen. Insgesamt ist der Unterricht hier sehr vielfältig: Die SchülerInnen machen viel praktisch, wie beispielsweise der Anbau von Nutzpflanzen im Fach „Agriculture“ oder das Erlernen von verschiedenen Nähstichen in „Home Sciene“. Manchmal wird der Unterricht am Nachmittag auch nach draußen verlegt und findet im angenehmen Schatten der„Ilkeek Aare“, der zwei namensgebenden Bäume auf dem Schulgelände, statt. Neben Unterricht haben wir auch Projekte zu unterschiedlichen Themen angeleitet, die bei den SchülerInnen auf großen Zuspruch gestoßen sind: Die 5. Klassen haben digitale Medien, wie Smartphone, Tablet, Laptop und Computer, erkundet und – oft das erste Mal – selbstständig einen Brief mit der Software Microsoft Word verfasst. Die Begeisterung darüber, etwas in verschiedenen Farben und Größen am Computer schreiben zu können und das Geschriebene abspeichern zu können, war unfassbar groß! Darüber hinaus haben wir Projekte zu den Kontinenten und Ländern der Welt sowie zu Umweltbewusstsein, insbesondere zum Umgang mit Müll durchgeführt, da der Müll hier in Kenia leider einfach am Straßenrand landet. Schulschluss ist um kurz nach 3 Uhr, sodass der Nachmittag für Spiel und Spaß genutzt werden kann. Die Kinder dürfen sich bei uns Bücher und Gesellschaftsspiele ausleihen: UNO, Halli Galli, Schach oder „Mensch ärgere dich nicht“ aka „Don’t get angry“ sind heiß begehrt. Außerdem spielen die Kinder Fußball oder Volleyball, springen Seil, knüpfen Armbänder oder wir malen gemeinsam mit Wasserfarben. Insgesamt zeigen die SchülerInnen hier so viel Interesse und Begeisterung an den Inhalten, Themen und der Freizeitgestaltung, was uns sehr erstaunt. Bildung hat hier einen hohen Stellenwert und die Möglichkeit zu Bildung und Freizeitgestaltung wird sehr geschätzt! Auch am späten Abend setzt man sich noch einmal im Klassenraum zusammen, Hausaufgaben werden erledigt oder die Unterrichtsstunden am folgenden Tag werden vorbereitet.
Das gemeinsame Internatsleben mit den SchülerInnen und Lehrpersonen ist sehr herzlich und familiär: Die Kinder kümmern sich sehr liebenswert umeinander und die Älteren nehmen die Jüngeren an die Hand, lesen ihnen etwas vor und sorgen dafür, dass sie rechtzeitig ins Bett gehen. Am Sonntagmorgen wird von den SchülerInnen selbstständig ein (dreistündiger) Gottesdienst organisiert; die Kinder singen und tanzen zusammen und lesen aus der Bibel vor. Die christliche Religion hat in Kenia einen großen Stellenwert und die Kinder haben uns mit einem gefestigten Bibelwissen beeindruckt. Der Austausch mit den Lehrpersonen über Unterricht, das neue Curriculum (dem CBD – competency based curriculum) und alltägliche Themen ist sehr interessant und bereichernd für uns. Sie haben uns auch die kenianische Küche nähergebracht, wir haben gemeinsam Chapatis zubereitet (sehr leckere Teigfladen) und wir haben auch schon einmal die deutsche Küche präsentiert.
Die Umgebung, die am Anfang unseres Besuches noch sehr trocken und staubig war, blüht nun dank der beginnenden Regenzeit auf. Die Kuh- und Ziegenherden der Massai weiden nun auf den grünen Wiesen und die umliegenden Äcker werden von den Bewohnern fleißig bewirtschaftet. Hier werden überwiegend Mais, Bohnen und Kohl angebaut – auch die Hauptbestandteile der Mahlzeiten im Internat. Es gibt hier die traditionellen kenianischen Gerichte: Ugali (Maisbrei) mit Bohnen, Reis mit Bohnen oder Kohl und Githeri (Mais, Bohnen und Kohl). Eine Umstellung für uns war es, dass es an der Schule (wie im ganzen umliegenden Gebiet) kein fließendes Wasser gibt: Regenwasser wird über die Dächer der Schule gesammelt und in große Tanks geleitet, von wo aus das benötigte Wasser in Eimer abgefüllt werden muss. Wir genießen die Sonne und das tolle Wetter hier sehr, freuen uns aber mittlerweile auch über die (sehr notwendigen) Regenschauer am Nachmittag.
Aktuell findet an der Schule ein Handballcamp statt. Dafür sind der deutsche Trainer Martin Berger, der mit dem Projekt „handball.inspires“ verschiedene Länder der Welt bereist, und ein Praktikant der NGO „Play Handball“ vor Ort. Die Kids sind sehr motiviert und machen schnell Fortschritte beim Training, welches vor einer großartigen Kulisse – die Bergketten des Great Rift Valley – stattfindet.
Die Unterstützung und Förderung von Bildung hier an der IAPS ermöglicht den Massai-Kindern eine gute Schulzeit in einer geschützten Umgebung, mit dem Ziel in der Zukunft ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Wir haben hier an der IAPS eine unvergessliche Zeit und die Chance ein anderes Land, die Menschen und ihre Kultur kennenzulernen. Darüber hinaus können wir neue Erfahrungen in einem anderen Schulsystem, in Unterricht und Schulalltag sammeln, wovon wir persönlich und insbesondere in unserem späteren Beruf als Lehrerinnen sicherlich profitieren werden.
Asante sana Kenya!